Seit mehreren Jahren setze ich auf meinen Android-Smartphones (soweit unterstützt) alternative ROMs ein, das heißt, Betriebssystemversionen, die von einer Community erstellt, gewartet und weiterentwickelt werden. Bei meinem ersten Kontakt mit Custom-ROMs war CyanogenMod prominenter Vertreter. Nach dem angekündigten, doch dann eher schlagartigem Ende von CyanogenMod landete ich automatisch bei dessen Nachfolger: LineageOS. Hier folgt quasi mein Android-Lebenslauf.
Geschichtskunde
Und dann kam Weihnachten. Ein schickes HTC One X lag auf dem mir selbst angerichteten Gabentisch. Brandneu, damals Flagschiff der Marke und mit so vielen netten Spielerreien vollgepackt, dass das alte Handy (leider) sehr schnell in Vergessenheit geraten war. Zugegeben, mein Profil ist eher das eines Kundschafters, als das eines Benutzers. Jedes noch so versteckte Menü musste entdeckt werden und davon gab es eine Menge.
Zu dieser Zeit warf ich dann auch einen Blick auf die Entwicklung von Android. In diesem rasant wachsenden Markt ist die Situation heute leider nicht besser als damals: Geräte werden höchstens noch ein oder zwei Mal mit neuen Android-Versionen vom Hersteller beliefert und dann ist meistens Schluss. Marketing-technisch verständlich, jedoch unmöglich im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Der Käufer wird allein gelassen mit einer tadellos funktionierenden Hardware, aber einer täglich alternden und unsicherer werdenden Betriebsystemversion auf seinem Smartphone. Nach zwei Betriebssystem-Updates wurde von HTC keine weitere Version von Android mehr für mein Smartphone geliefert. Hier musste Abhilfe her.
Das erste Custom-ROM
Hardwareersatz
Mehr Leistung
Etwas unzufrieden war ich mittlerweile mit der Leistung des Moto G und der verständlicherweise über die Jahre schwächer gewordenen Leistung des Akkus. Die etwas mageren 1 GB RAM führten dazu, dass die im Laufe der Entwicklung immer größer werdenden Anwendungen sich bei jedem Start gegenseitig aus dem Speicher verdrängten und so immer wieder neu gestartet werden mussten. Durch das Marketing einer großen Elektronikkette wurde ich dann auf das Motorola Moto G4 aufmerksam, welches es genau an einem Tag für ganze 100 € günstiger gegenüber dem regulären Marktpreis zu erstehen gab. Gesagt getan, die Marke war bekannt, die Leistungsdaten passten, gekauft.
Geburtsstunden
Ehemalige Entwickler und Contributoren von CyanogenMod hatten sich zusammen getan und LineageOS aus der Taufe gehoben. Die ersten inoffiziellen Builds des Custom-ROMs waren nur auf XDA, einer Plattform für Android-Entwickler, verfügbar. Das Vertrauen war mittlerweile so groß, dass auch diese Versionen installiert wurden. Support war rar gesäht. Auf Google+ fand sich eine inoffizielle Community, direkter Support war auf XDA für mich jedoch noch nicht zu bekommen, da ich ein zu junges Mitglied war und dadurch keine Themen in diesem Forum beginnen konnte. Ebenfalls sehr unübsichtlich waren die Informationen zu Problemen, welche auf XDA nur sehr schwer in unterschiedlichen, manchmal über fünfzig oder mehr Seiten langen Threads zu finden waren.
So haperte es auf meinem funkelnagelneuen Moto G4 Anfang 2017 noch ziemlich an einem exorbitant hohen Akkuverbrauch, dem über die Maßen instabilen WLAN und der mehr weniger als funktionierenden Kamera.
Zu allem Überdruss vermischten sich auch noch die Problembeschreibungen auf XDA, da das Moto G4 und das Moto G4 Play nur wenige Unterschiede in der Hardwareausstattung haben, ansonsten aber mit dem gleichen Custom-ROM betrieben werden.
Es waren nervenaufreibende und unruhige Zeiten mit mehrfachen Installationsparties inkl. kompletter Neuinstallationen. Doch:
Das Kind wird erwachsen
Jedenfalls wurden die einzigen bei mir aufgetretenen und wirklich nervigen Bugs kurzfristig gefixt. Das WLAN ist mittlerweile stabil, der Akku hält etwas mehr als einen Tag und auch die Kamera macht hervorragende Bilder.
Ich bin rundherum zufrieden mit LineageOS und freue mich auf die wachsende Community! Wenn man ein bisschen hinter die vom Hersteller vernagelten Kulissen seines eigenen Smartphones schaut, so kann man mit LineageOS oft noch jahrelang mit stabiler und aktueller Software unterwegs sein.