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FreePBX: Aufregende Zeiten

Von FreeSwitch über FusionPBX zu Asterisk und FreePBX. Eine spannende und subjektiv erzählte Reise.

Die letzten paar Tage war es hier ziemlich still auf dem Kanal. Das lag daran, dass ich mich ausgiebig mit dem Thema PBX beschäftigt habe, was zwar Public Branch Exchange heißt, aber nichts anderes als eine gute alte Telefonanlage bedeutet. In modernen Zeiten natürlich über VoIP.

Asterisk & FreeSwitch

Vor langer Zeit hatte ich die ersten Erfahrungen mit Asterisk gemacht und mich ob der schier gigantisch umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten, die allerdings damals alle nur händisch in entsprechende XML-Files gegossen werden wollten, wieder abgewand. Irgendwann dann gab es wohl innerhalb der Asterisk-Devs-Gruppe einen kleinen Aufstand und ein paar Entwickler spalteten sich ab und entwickelten das natürlich viel bessere FreeSwitch. Meiner Meinung nach gehört diesem auch die Zukunft, jedoch krankt es auch hier wieder an dem XML-Dateien-Konfigurationswust. Ein anderer findiger Entwickler nutzte diese Change und entwickelte einen Webaufsatz, mit dem sich die ganzen Optionen von FreeSwitch per Klicks-und-Klacks über eine Weboberfläche einstellen lassen. FusionPBX war geboren.

FusionPBX

Hier war mein Startpunkt. Ich wollte wissen, wie weit sich die Projekte bisher weiterentwickelt haben. FusionPBX glänzt durch eine saubere Installation, bei der im Hintergrund FreeSwitch automatisch installiert wird. Das System funktioniert schnell und auf der Weboberfläche von FusionPBX findet man sich schnell zurecht. Das Wiki zum Projekt beschreibt die Funktionen der einzelnen Menüpunkte genau und ist auch aktuell.

Und hier kommt der erste Haken: obwohl die einzelnen Funktionen gut dokumentiert sind gibt es kein einziges Beispiel, wie alle Einzelteile zusammenwirken. Selbst bei einfachsten Fragen wird man im Regen stehen gelassen. Eine echte Community gibt es nicht. Der einzige Entwickler verdient mit dem Support (bzw. der Erklärung des Zusammenspiels) seine Brötchen und die sind natürlich nicht kostenlos zu haben.

Community

Aus diesem Grund fand sich wohl eine kleine Schar von Begeisterten zusammen und gründeten ein Forum, in dem sich Interessierte zu FusionPBX austauschen können. Das Forum ist noch sehr jung und dementsprechend sind Beiträge auch dünn gesäht. Allerdings scheinen die Betreiber aus Contributor-Kreisen zu kommen, da sie über Internas Bescheid wissen und auch ihren Unmut in einigen Postings im Forum kund tun. Leider habe ich auch mit kleinsten Problemen keine Antwort in diesem Forum gefunden. Gekauften Support beim Entwickler für ein Hobbyprojekt habe ich dann doch lieber sein lassen. Und so ward das eigentlich schöne Projekt FusionPBX und damit leider auch das manuell leider nur sehr umständlich zu konfigurierende FreeSwitch wieder von der Platte gefegt.

FreePBX

Oft muss man zu den Wutzeln zurück. So auch hier, denn das Ziel war noch immer, eine Opensource PBX lokal zu betreiben. Hier half der OSBN-Chat weiter, von dem ich durch Martin bzw. mdosch erfahren habe. Dort kam auch recht schnell der Hinweis vom User geeklabor auf FreePBX. Dieses setzt auf Asterisk auf und ist eine Weboberfläche zum Verwalten der Einstellungen von Asterisk nebst ein paar vorgefertigten Modulen, die automatisch eingebunden werden und sich nach Bedarf verknüpfen lassen. Also: back to the roots, installiert.

Was muss ich sagen: ich bin begeistert. Der Funktionsumfang von Asterisk ist nach wie vor gigantisch, wurde jedoch sehr gut in die Weboberfläche FreePBX übernommen. Für viele Anwendungsgebiete sind bereits vorgefertigte Module in FreePBX enthalten. Für einige professionelle Module verlangt der Hersteller (Sangoma) zwar eine Lizenzgebühr, jedoch konnte ich bisher alle meine Anforderungen auch ohne Einkauf eines kommerziellen Moduls abdecken.

Da ich bereits für eine kommerzielle proprietäre PBX-Software (SwyxWare) programmierte habe, waren mir die Begriffe aus der PBX-Welt nicht fremd. Schnell fand ich mich in FreePBX zurecht und entdeckte auch den ersten Bug in Asterisk, der wohl bisher noch nicht aufgefallen war, da er nur beim Codec G722 auftritt, den die Telekom hierzulande als HD-Voice vermarktet. Nach vielen weiteren Tests offenbarte sich auch ein Bug in FreePBX, bei dem ich mir leider nicht erklären kann, warum den nicht schon vor mir jemand gefunden hat. Die Funktion ist so einfach: prüfe einen Kalender auf einen Eintrag (in meinem Fall Feiertage) und verzweige im Dialplan auf entsprechende Ansagen. Eigentlich ein Anwendungsfall, den jede PBX in einer Firma beherrschen muss.

Mittlerweile wurde mein in Asterisk gemeldeter Bug gefixt. Der Bug in FreePBX wartet noch, ist aber auch nur minor.

Hardware

Da ich so ganz überzeugt von der nun hier voll funktionsfähigen Lösung bin, habe ich mir seit kurzem auch wieder ein echtes Telefon zugelegt. Die Firma Sangoma, welche maßgeblich hinter der Entwicklung von FreePBX steht, stellt auch Telefone her, die genau auf FreePBX zugeschnitten sind. Die Entscheidung fiel leicht. Hier steht jetzt ein Sangoma S500.

Ein Gedanke zu „FreePBX: Aufregende Zeiten

  1. Tomas_K

    Toller und aufschlussreicher Artikel, es hat mir Spaß gemacht ihn zu lesen. Der Funktionsumfang von Asterisk ist schon gigantisch. Das kann ich bestätigen. Auf der Arbeit nutzen wir auch eine PBX die auf Asterisk basiert. Die stammt von pascom (https://www.pascom.net/de/mobydick-voip/). Die Leute dort haben es auch geschafft der eine gut funktionierende Benutzeroberfläche zu bauen. Ich finde es klasse, wie du beschreibst das dies nicht immer der Fall war. Eine Software kann noch so viele Funktionen bieten, wenn die Bedingung nicht passt... Nutzt das nicht viel. Das verwendete Telefon bzw. der verwendete Hardware ist ja letztendlich nur das Ende der Kette.

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